Bad Eilsen (sig).
Man kommt ins Grübeln
bei der Nachricht, dass von 26 Konfirmanden, die vor 50 Jahren in Bad Eilsen eingesegnet wurden, nur drei die Einladung zur kirchlichen Feier angenommen haben. Eine Frau kommt eigens aus Niestetal bei Kassel, während die im Schaumburger Land Lebenden daheim bleiben. Dabei hätte sich diese Generation einiges zu erzählen. Das vergangene halbe Jahrhundert war ereignisreich, und die Konfirmanden von damals gehörten ja noch zu denen, die im Krieg geboren wurden und deren Kindheit von der auch nicht geradeleichten Zeit danach geprägt wurde.
Ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass jener Seelsorger, der damals die Einsegnung vorgenommen hatte, diesmal wieder auf der Kanzel stand. Dem 92-jährigen Pastor Erich Hinze war dieser Anlass wichtig genug, nach Bad Eilsen zu kommen, hier die Predigt zu halten und gemeinsam mit den goldenen Konfirmanden das Abendmahl einzunehmen.
Es war allerdings nicht dasselbe Gotteshaus, in dem die kirchliche Feier stattfand. Vor 50 Jahren gab es die Christuskirche noch nicht. Stattdessen stand auf dem Platz, auf dem sich heute das Pfarrhaus befindet, eine Holzbaracke, die als Kirche diente. Eine der Konfirmandinnen konnte sich erinnern, dass es am Tage der Einsegnung im April 1956 ein kräftiges Schneetreiben gab.
"Damals war eben alles noch viel bescheidener; heute werden Konfirmationen fast schon wie kleine Hochzeiten gefeiert", stellte Erich Hinz in seiner Predigt fest, die auch ganz aktuelle Themen anschnitt. Er rügte scharf das Verhalten jener Soldaten in Afghanistan an, die keinerlei Respekt vor den Toten zeigten. Und er ist ebenso entsetzt darüber, dass in Berlin ein Theaterstück aufgeführt werden soll, in dem symbolisch die abgeschlagenen Köpfe von Jesus und Mohammed gezeigt werden. Schließlich prangerte der Seelsorger auch das verantwortungslose Verhalten von Eltern an, die ihre Kinder schlecht behandeln.
Sehr beunruhigt zeigte sich der greise, aber geistig noch außerordentlich rüstige Seelsorger darüber, dass Brutalität und Gewalttätigkeit in der Welt wieder zunähmen und die Auswüchse eines großen Egoismus nicht zu übersehen seien. "Das war wie damals eine überaus beeindruckende Predigt, die zum Innehalten und Nachdenken auffordert", war von den goldenen Konfirmandinnen zu hören, die anschließend an der Abendmahlsfeier und an einer kleinen Gesprächsrunde im Gemeindesaal teilnahmen.