Auetal.
Natürlich ist die Aufstallungspflicht lästig. Gerade erst hat Züchter Horst Kretschmann seine über 200 Hühner wieder auf das frische grüne Gras schicken können, weil das Eis endlich weggetaut ist - Hühner hassen kalte Füße -, endlich legen die Tiere nach ein paar Tagen wieder Eier - Hühner hassen Umstellungen aller Art - , da müssen sie wieder in den Stall. Heute ist der letzte Tag, an dem sie draußen picken können, ab morgen greift das Gesetz zum Schutz gegen die Vogelgrippe. Kretschmann sieht die Notwendigkeit ein: "Das muss man akzeptieren, wenn so eine Seuche vor der Haustür steht." Über Gänse und Enten muss sich Kretschmann in der "Borsteler Geflügelscheune" keine Gedanken machen: Sie haben das Weihnachtsfest nicht überlebt.
Von der Aufstallungspflicht ist Züchter Michael Treviranus in Hattendorf zunächst nicht betroffen. Seine 5000 Hühner haben zwar Auslauf, der ist aber überdacht. Dennoch wirft die Vogelgrippe für ihn Fragen auf. Existenzielle Fragen.
Was passiert, wenn etwa bei Hattendorf ein toter Schwan gefunden wird? Dann, so vermutet er, würden seine Hühner sämtlichst gekeult, weil sein Hof in einem Sperrbezirk liegen würde. "Und eine neue Zucht, die baut man nicht von heute auf morgen auf", sagt er.
Und: Was wird im Sommer? Im letzten Jahr hat Treviranus noch fast 400 Gänse und Enten gezüchtet, sollte die Aufstallungspflicht dann für sie noch gelten, müsste er einen Stall bauen. "Und das geht grundsätzlich nicht zusammen: Wassergeflügel will Gras fressen und draußen baden. Das sind Weidetiere."
Bei Heike Lüdeking von der "Auetaler Geflügelfarm" in Raden werden alle Tiere in den Stall gesperrt. Gänse, Enten, Junghennen, Masthähnchen, Perlhühner, Puten und Wachteln: "Sie bleiben alle drin." Für die Züchterin besonders wichtig: Sie kann weiterhin in ihrem speziellen Verkaufswagen über die Landefahren und die Tiere an Züchter weiterverkaufen. "Ich habe heute noch mit dem Veterinäramt gesprochen, alle Auflagen, die erteilt wurden, werden auch von uns erfüllt." Gegen die Aufstallungspflicht hat die Radenerin keine Einwände: "Jeder sollte aufpassen, dass seine Tiere drinnen sind."
Das sieht auch Willi Crede so, vielfach bundesweit ausgezeichneter Züchter in Rolfshagen. Bei seinen 15 Hennen und drei Zuchthähnen sei das auch kein Problem, aber eben bei den Enten, die er noch hält: "Die wollen nach draußen, die wollen auf die Weide." Würden sie im Stall gehalten werden, würde sich ihr gesamtes Verhalten ändern. Fortpflanzungsbemühungen,so Crede, würden glatt eingestellt werden. Den Begriff Vogelgrippe hält Züchter Crede übrigens für falsch: "Es ist wieder eine Geflügelpest. Nur eben eine neue."
Auch Kai Sutmar von der Borsteler "Gemüsescheune" wird seine geschätzten 30 bis 50 Legehennen ab morgen einsperren. Ein Problem ist das nicht: "Die sind um diese Jahreszeit sowieso schon im Stall."
Ob er im Sommer wieder Gänse für das Weihnachsgeschäft kauft, weiß er noch nicht: "Das muss man erst noch sehen.